Einführung der direkten Förderung in NRW

Die vom Umweltministerium initiierten Infoveranstaltungen zur direkten Förderung haben sich zum Desaster entwickelt.

Das Fazit zuerst: Die vom Umweltministerium initiierten Infoveranstaltungen zur direkten Förderung haben sich trotz oder gerade wegen eines externen Dienstleisters zum Desaster entwickelt. Es ist ein kaum zu behebender Flurschaden bei den Mitarbeitenden und beim Waldbesitz entstanden. Dabei hat die ganze Veranstaltungsreihe das Land fast 200.000 Euro an Unternehmerentgelt plus die kaum zu beziffernden Personalkosten des Landesbetriebes gekostet.

 

Nach dem desaströsen Ergebnis der Infoveranstaltungsreihe sollen die Mitarbeitenden des Landesbetriebes die Kartoffeln aus dem Feuer holen und laufen Gefahr, den Schwarzen Peter zu bekommen.

 

Wie konnte es überhaupt so weit kommen?

In den vorbereitenden Sitzungen zur Einführung der direkten Förderung in verschiedenen Gremien wurde deutlich, dass den Mitarbeitenden des Landesbetriebes im Ministerium mit spürbarem Misstrauen unterstellt wurde, sie würden nicht objektiv über die neuen Förderungsansätze informieren. An dieser Einschätzung konnte auch ein Schreiben des Personalrates nicht ändern.

 

Daraufhin wurde die Aufgabe der Information des Waldbesitzes ausgeschrieben und durch die beauftragte Firma durchgeführt.

 

Erlassauszug - Quelle LV NRW:

Erlassauszug - Quelle: LV NRW
Erlassauszug - Quelle: LV NRW

Die bisher durchgeführten Veranstaltungen entwickelten sich mehr oder weniger zum forstpolitischen Desaster. Alle am Prozess Beteiligten äußerten absolutes Unverständnis angesichts der Tatsache, dass NRW vor der größten Waldkatastrophe steht, sich aber anscheinend mit der sogenannten Transmission beschäftigt. Andere Bundesländer sehen dies deutlich entspannter und sind auf den Waldnotstand fokussiert.

Zur Kritik Im Einzelenen:

Waldbesitz:

  • Die Veranstaltungen waren mittel bis gut besucht. Zum Teil haben Waldbesitzer die Veranstaltungen verlassen.
  • Das Ehrenamt sieht sich in aller Regel mit den neuen Aufgaben überfordert. Häufig wird angekündigt, die ehrenamtliche Arbeit nicht mehr leisten zu wollen und zu können.
  • Zum Teil wird die direkte Förderung vollständig abgelehnt.
  • Der Dienstleister, die Firma Unique, wird als wenig kompetent und praxisfern wahrgenommen.
  • Als Gegenleistung für das freie Waldbetretungsrecht wird mehr als das Angebotene erwartet.
  • Zum Teil blieben konkrete Fragen unbeantwortet.
  • Der Waldbauernverband als Mitinitiator der Ausschreibung wird als Interessenvertreter vermisst. Konkrete Unterstützung sei nicht vorhanden.
  • Die fehlende Anwesenheit von langjährig bekannten Entscheidungsträgern des Ministeriums ist als uninteressiertes Verhalten gewertet worden.

Revierleiter und Forstämter:

  • Angesichts des Verlaufs der Veranstaltungen hat sich Stimmung unter den Mitarbeitenden des Landesbetriebes nicht verbessert.
  • Die Revierleitungen fühlen sich zu wenig informiert und mitgenommen.
  • Die Informationen durch Unique waren einseitig auf die „freien Förster“ fokussiert. Der Begriff „freie Förster“ stößt auf scharfe Kritik.
  • Die wirklichen Probleme im Wald werden vollständig ausgeblendet. Die Diskussion ist abgehoben und ignoriert die tatsächlichen Probleme im Wald. Offensichtlich habe man den Blick für die Realitäten verloren.
  • Ansonsten teilen die Kolleginnen und Kollegen im Wesentlichen die Kritik des Waldbesitzes.

Wie geht es weiter?

Angesichts des Ergebnisses der bisherigen Veranstaltungen soll jetzt der Landesbetrieb die weitere Information des Waldbesitzes übernehmen und das arme Kind aus dem Brunnen holen. In den Forstämtern werden jetzt endlich Expertenteams gebildet.

 

Dies ist auch dringend notwendig, um das verlorene und verspielte Vertrauen zurück zu gewinnen. Es wird schwer genug werden.

 

Vorsorglich weißt der BDF NRW schon jetzt darauf hin, dass den Mitarbeitenden des Landesbetriebes, sollte die Rettungsaktion nicht optimal laufen, nicht der Schwarze Peter zugeschoben wird. Alle wissen, wo die Verantwortlichen sitzen.

Fred Josef Hansen



Kommentar: Nicht nur die Katastrophe bleibt biblisch

Viel Aufruhr herrscht im Land, dem Wald geht es schlecht, Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer verlieren ihre Existenzgrundlage, fachkundiges Personal darf erst schuften bis zum Umfallen und muss im Anschluss um berufliche Inhalte bangen.

In der Praxis werden die vollmundigen und politisch korrekten Willensbekundungen sich an ihrer Umsetzung und vor allem an ihrer Wirkung messen lassen müssen.

Entscheidend wird sein, wie die fachlich und inhaltlich guten Beschlüsse des Waldpaktes faktisch umgesetzt werden. Und wann.

Auch Förderung jeder Art – so gut sie gemeint und möglicherweise auch gemacht sein mag - wird am Ende an ihrer Wirkung gemessen.

Insgesamt gilt nach wie vor das Wort aus dem Matthäus-Evangelium (7, 15 ff.,Lutherbibel revidiert 2017), ein Paradebeispiel nicht nur für forstliche Saatgutgewinnung:

 

„Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum, an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ UM