Forstpolitische Positionen


Gemeinwohlleistung des Waldes

Der Wald erfüllt eine Vielzahl von Gemeinwohlfunktionen. Hierzu gehören die Schutzfunktionen (Arten- und Biotopschutz, biologische Vielfalt, Bodenschutz, Wasserschutz, Lawinenschutz, Luftreinhaltung, Klimaschutz), aber auch die Erholungs- sowie die Bildungsfunktion. Darüber hinaus produziert er den nachwachsenden und umweltfreundlichen Rohstoff Holz. Gerade im Wald kommt es nicht selten zu Konflikten zwischen den eher ökonomisch orientierten Eigentumsinteressen und gesellschaftlichen Ansprüchen. Um dieses Konfliktpotenzial abzubauen, wurde in der Vergangenheit für den öffentlichen Waldbesitz (Staats- und Kommunalwald) der Vorrang der Gemeinwohlfunktionen gegenüber der Erwerbsfunktion bzw. die Optimierung des Gesamtnutzens aller Waldfunktionen gesetzlich festgeschrieben. In den letzten Jahren hat es eine Welle von Rechtsformwechseln und Organisationsmaßnahmen in den Forstverwaltungen des Bundes und der Länder mit dem vorrangigen Ziel der ökonomischen Ausrichtung gegeben. Nicht selten hat diese Entwicklung zu einer deutlichen Abnahme sowohl der Quantität als auch der Qualität der erbrachten gesellschaftlichen Leistungen mit sich gebracht, die vor allem aus dem Personalabbau resultiert.

 

Der BDF tritt den Privatisierungsbestrebungen öffentlichen Waldbesitzes entgegen und setzt sich vehement dafür ein, dass der öffentliche Wald auch weiterhin seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen gerecht wird und in seiner Substanz erhalten bleibt.

Im Einzelnen erhebt der BDF folgende Forderungen:

 

Schutzfunktionen:
Wald ist die naturnächste Vegetationsform. Seiner hohen ökologischen Wertigkeit entsprechend wird der Wald naturnah unter weitestmöglicher Berücksichtigung natürlicher Abläufe bewirtschaftet (integrativer Ansatz). Nutzungsbeschränkungen können aus Gründen des Arten- oder Biotopschutzes sowie des Wasser- und Bodenschutzes erforderlich sein. Umfang und Verteilung solcher Vorrangflächen sind in einer nationalen Konzeption auf Grundlage fachlich fundierter Erfordernisse zu entwickeln und müssen auch im öffentlichen Waldbesitz entschädigt werden. Die Umsetzung muss vorrangig mit freiwilligen Instrumenten erfolgen (Vertragsnaturschutz, Ökokonto). Zum Klimaschutz sind fachlich fundierte Konzepte der Schadensminimierung zu entwickeln und deren Umsetzung mit ausreichenden staatlichen Förderinstrumenten zu unterstützen.

 

Erholungsfunktionen:
Der Wald hat vor allem in Ballungsgebieten und im näheren Umkreis größerer Städte eine erhebliche Bedeutung für die Erholung der Bevölkerung. Daraus ergeben sich besondere Anforderungen an die Bewirtschaftung. Wegeführung und Qualität der Waldwege, Verkehrssicherungspflicht und teilweise auch entsprechende Ausstattung erfordern erhebliche zusätzliche finanzielle und personelle Aufwendungen in den Forstverwaltungen und -betrieben. Die Waldbewirtschaftung im öffentlichen Wald hat auf die Erholungsfunktionen besondere Rücksicht zu nehmen.

 

Forstliche Umweltbildung:
Wald hat eine wichtige Bildungsfunktion.
Die moderne Gesellschaft entfremdet die Menschen zunehmend von der Natur und ihren Abläufen. Daher sind gerade im Rahmen der schulischen Bildung Möglichkeiten zu schaffen, Kinder und Jugendliche an Natur und Wald heran zu führen. Aber auch der Erwachsenenbildung gebührt erhöhte Aufmerksamkeit. Der BDF fordert hier vor allem die öffentlichen Waldbesitzer auf, ausreichende Personalkapazitäten für die Umweltbildung vorzuhalten.
Die Gesellschaft und deren politische Vertreter müssen sich ihrer Verantwortung für die Gemeinwohlleistungen des Waldes bewusst werden und die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen. Nur mit einer an den Aufgaben orientierten ausreichenden Zahl von Forstleuten können diese Funktionen erfüllt werden.


Der Wald und die Gesellschaft benötigen qualifizierte Forstleute in ausreichender Zahl

Für die Betreuung und Bewirtschaftung des Waldes brauchen wir qualifiziertes Forstpersonal, das auf der Fläche präsent und bei der Bevölkerung bekannt und anerkannt ist.

 

Für den Wald:
Der Mensch greift durch Straßenbau, Baugebiete und ähnliches bis hin zum Klimawandel in globalem Umfang vielfältig in das Ökosystem Wald ein. Für eine professionelle, verantwortungsbewusste Pflege und Bewirtschaftung des ausgesprochen komplexen Ökosystems Wald sind Betreuer mit guten Fachkenntnissen erforderlich.
Wald entwickelt sich sehr kleinflächig, immer abhängig von den Standorten. Bei zu großen Wirtschaftseinheiten ist die Ortskenntnis nicht mehr gewährleistet, eine spezifische Waldentwicklung weicht schematischen Pflegemaßnahmen.

Hier ist es dringend notwendig, Fürsprecher des Waldes zu haben, die

  1. sich für den Erhalt und die Verbesserung des Waldes einsetzen,
  2. das komplexe Ökosystem Wald mit all seinen Funktionen kennen und
  3. die Wälder verantwortungsbewusst pflegen. 

Für den Waldbesitz:
Viele private Waldbesitzer sind heute nicht mehr in der Land- und Forstwirtschaft tätig. Ihnen fehlt oft der direkte Bezug zur ihrem Wald und die Möglichkeiten, ihn eigenständig zu bewirtschaften. Sie benötigen Ansprechpartner vor Ort (und nicht in weiter Entfernung), denen sie vertrauen und die sie fachkundig und neutral beraten. Sie brauchen verlässliche kompetente Forstleute in der Fläche.

 

Für Waldnutzer und Naturschützer:
Verschiedenste Interessengruppen wie Erholungssuchende, Brennholzwerber, Sägeindustrie, Naturschützer o.a. haben ihre Ansprüche an den Wald. Um zwischen den divergierenden Interessen zu vermitteln und die Belange des Waldes und der Waldbesitzer einzubringen, sind Forstleute als „Manager des Waldes“ gefragt. Ihre herausragenden Qualifikationen sind das ganzheitliche Denken und ihre umfassende Ausbildung zu allen Themen des Waldes.

 

Für eine optimale, am Gesamtnutzen des Waldes ausgerichtete Bewirtschaftung ist nicht nur besonders qualifiziertes, sondern auch ausreichend Forstpersonal „vor Ort“ notwendig. Der BDF setzt sich intensiv für mehr Einstellungen von jungen Forstleuten in öffentlichen und privaten Wäldern ein. Nur mit mehr forstlichem „Nachwuchs“ kann

  • der Wald für die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet werden
  • die ungünstige Altersstruktur des Personals verbessert werden
  •  verstärkt Innovation in die Praxis einfließen.

Hierfür kämpft der BDF.


Naturnahe Waldwirtschaft, Jagd

Der BDF bekennt sich nachdrücklich zu den Prinzipien einer naturnahen Forstwirtschaft. Die Bewirtschaftung der Wälder ist auf die Optimierung des Gesamtnutzens aller Waldfunktionen auszurichten. Von den öffentlichen Wäldern muss dabei eine besondere Vorbildfunktion ausgehen. Eine an natürlichen Prozessen orientierte, pflegliche Bewirtschaftung der Wälder gewährleistet nachhaltig ökonomischen Nutzen bei gleichzeitiger Sicherung der ökologischen und sozialen Funktionen des Waldes.

 

Wichtige Kriterien naturnaher Forstwirtschaft sind u.a.:

  • Der Erhalt und die Förderung strukturreicher Waldbestände aus standortgerechten bzw. standortheimischen Baumarten
  • Die Ausnutzung der natürlichen Waldverjüngung
  • Die Sicherung der biologischen Vielfalt
  • Die schonende, pflegliche Behandlung der Waldböden und Waldbestände
  • Der grundsätzliche Verzicht auf Kahlschläge
  • Der weitgehende Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel und der Verzicht auf Düngung zur Ertragssteigerung

Der Erhalt bzw. die Schaffung artenreicher, gemischter, stabiler und gesunder, naturnah aufgebauter Wälder erfordert angepasste Wildbestände. Gleichzeitig bieten Wälder einer Vielzahl geschützter und bedrohter Arten Schutz und Lebensraum. Die Bejagung der Schalenwildbestände hat sich deswegen am Zustand der Waldverjüngung zu orientieren. Der BDF bekennt sich zu dem Grundsatz „Wald vor Wild“.
Qualifiziertes Forstpersonal auf allen Planungs- und Vollzugsebenen ist Grundvoraussetzung für eine zielorientierte, naturnahe Bewirtschaftung der Wälder und waldverträgliche Jagd.
Der BDF fordert eine gesetzliche Fixierung von Mindestqualifikationen für die forstlichen Aufgabengebiete.