BUND DEUTSCHER FORSTLEUTE FEIERT JUBILÄUM WÄHREND DES DEUTSCHEN FORSTGEWERKSCHAFTSTAGES
(Berlin) Der Bund Deutscher Forstleute (BDF), die Interessenvertretung von bundesweit rund zehntausend Forstleuten, veranstaltet am 12. und 13. September in Berlin seinen turnusmäßigen Forstgewerkschaftstag. „Wir feiern den 75. Jahrestag der Neugründung des BDF nach dem Krieg und schauen auf ein dreivierteljahrhundert erfolgreiche Verbandspolitik zurück“, so Ines von Keller, die seit 23 Jahren als Geschäftsführerin die Geschicke des Bundesverbandes steuert.
Der BDF sieht sich in der Tradition des Deutschen Försterbundes, der von 1919 bis 1933 bestand und bereits seinerzeit fast zwanzig regionale Förstervereine zusammenführte.
Viel Zeit zum Innehalten bleibt jedoch nicht, denn die zu bewältigenden Zukunftsaufgaben sind für die 13 Landesverbände im BDF enorm. „Durch den überproportional starken Abbau von Forstpersonal
in den vergangenen etwa zwanzig Jahren sowie die damit verbundene Nichteinstellung fehlt uns quasi bundesweit eine Forstgeneration, vor allem in den öffentlichen Forstbetrieben“ stellt der
scheidende Bundesvorsitzende Ulrich Dohle, selbst Revierförster, fest. „Gleichzeitig wachsen die Herausforderungen in den Wäldern durch den Klimawandel und die damit einhergehenden Schäden.“
Darüber hinaus muss ein Förster, eine Försterin heute deutlich mehr ökologische und ökonomische Anforderungen bei gleichzeitig steigenden Ansprüchen der Bevölkerung bewältigen.
Der BDF ist als Berufsverband und Fachgewerkschaft die maßgebliche Interessenvertretung der Forstleute in Deutschland und ist auch in vielen Personal- und Betriebsräten stark vertreten. In forst- und waldpolitischen Fragen ist er ist sowohl auf Bundesebene als auch in allen Bundesländern ein anerkannter Gesprächspartner. Durch die Mitgliedschaft in der Union Europäischer Forstleute (UEF) bringt sich der BDF auch in die europäische Waldpolitik ein. „Als Praktiker, die im Wald unterwegs sind und dort tagtäglich den Bürgerinnen und Bürgern begegnen, gestalten und prägen wir den politischen und fachlichen Diskurs auf allen Ebenen glaubwürdig mit“, stellt Bundesvorsitzender Ulrich Dohle fest. „Die Herausforderungen für die Zukunft sind die Gewinnung engagierten Fachpersonals, die Sicherung der waldbezogenen Forschung und die Bewältigung des Waldumbaus hin zu strukturreichen, klimaresilienten Mischwäldern. Damit einher geht der dringende Bedarf nach einem waldfreundlichen Jagdgesetz und einem modernisierten Bundeswaldgesetz.“
Hintergrund:
Der Bund Deutscher Forstleute gliedert sich in 13 Landesverbände (ohne die Stadtstaaten Hamburg und Bremen) sowie den Verband der Bundesforstbediensteten, die in ihren Bundesländern eigenständig
agieren, ist doch auf Landesebene die Waldzuständigkeit angesiedelt, ebenso wie der meiste öffentliche Waldbesitz im Länder- oder Kommunaleigentum ist.
Unter dem Dach des Deutschen Beamtenbundes (dbb) formuliert der BDF seine Interessen und organisiert den gewerkschaftlichen Rechtsschutz für seine Mitglieder. Darüber nimmt er Einfluss auf die Tarifpolitik.
Vertretungen:
Die Interessen der verschiedenen Gruppen werden über die Vertretung der Angestellten (und Tarifkommission), die Vertretung der Forstwirte, der Jugend, der Frauen, der Senioren sowie der
forstlichen Dienstleister/Unternehmer gebündelt.
Studium:
An allen sieben forstlichen Hochschulstandorten (Rottenburg, Freiburg, Freising, Göttingen, Erfurt, Dresden, Eberswalde) sind BDF-Hochschulgruppen aktiv.
Arbeitskreise:
Diese arbeiten derzeit zu den Themenfeldern Waldpädagogik, Forstpolitik, Europa, Verkehrssicherung, Öffentlichkeit und Ökosystemleistungen.
Der Arbeitskreis Verkehrssicherung ist zusammen mit dem BDF-Nordrhein-Westfalen an der Ausrichtung der Gelsenkirchener Verkehrssicherungstage beteiligt.
Organigramm:
https://www.bdf-online.de/fileadmin/user_upload/www_bdf-online_de/pdf/2021/Organigramm_BDF_2021b.pdf
Waldgebiet des Jahres:
Seit 2012 zeichnet der BDF öffentlichkeitswirksam beispielhaft bewirtschaftete Waldgebiete aus:
https://www.bdf-online.de/waldgebiet-des-jahres/2024/alleskoenner/
Rainer Städing
Am 1. September 2023 tagte der Hauptvorstand des BDF NRW im Forstlichen Bildungszentrum für Wald und Holzwirtschaft (FBZ) in Arnsberg. Auf der Tagesordnung standen neben Berichten aus der
Landespolitik und der Beratung der BDF-Position zu aktuellen forstlichen Fragen wie z. B. Windkraftstandorte auf Waldflächen unter anderem die Kandidatenliste für die JAV-Wahl im Herbst sowie die
Kandidatensuche für die Personalratswahl beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW.
75 Jahre Berufsvertretung
Im Anschluss an die Sitzung des Hauptvorstands folgte eine Feierstunde anlässlich des 75jährigen Bestehens des BDF in Nordrhein-Westfalen, zu der alle Mitglieder eingeladen waren.
Nachdem die angereisten Kolleginnen und Kollegen in lockerem Rahmen die einleitende Möglichkeit zum Begrüßen und Führen erster Gespräche bei kühlen Getränken nutzen konnen, wurde die Feierstunde
mit einem gemeinsamen Mittagessen förmlich eröffnet. Unterdessen lief auf dem großen Bildschirm im Foyer des FBZ eine Bilder-Schau mit Fotos aus 75 Jahren BDF-Veranstaltungen. Manche der
Anwesenden waren dort um 20 oder 40 Jahre verjüngt zu sehen, andere Bilder erinnerten an Kollegen, die einst die Arbeit des BDF entscheiden mitgeprägt hatten, aber heute nicht mehr unter uns
sind.
Ein Blick zurück
Nach dem Mittagessen erinnerte der Landesvorsitzende Fred Josef Hansen in einem
Festvortrag an die Änderungen und Wandlungen, denen die Organisation der Forstverwaltung, die Situation des Waldes und schließlich auch die Berufsbilder im Forstbereich in den vergangenen 75
Jahren unterlagen. Auf den nach dem Kriege angestrengten Wiederauf- und Ausbau einer funktionierenden Forstverwaltung folgten in den 1970er bis 1990er Jahren Strukturreformen und
Zusammenlegungen. Gab es vor der jüngsten großen Reform noch 45 staatliche Forstämter in NRW, sind es aktuell noch 16. Die Herausforderungen wandelten sich von der Bewältigung der durch Krieg und
Reparationshiebe an den Wäldern entstandenen Schäden über Großschadereignisse wie die Stürme Vivian und Wiebke oder die Trockenheits- und Insektenschäden seit 2018 bis zum gewandelten
Waldverständnis und neuen Ansprüchen der Bürgerinnen und Bürger an den Wald. Bildete ursprünglich im Angesicht von Mangel und Not der frühen Nachkriegszeit die Versorgung der Gesellschaft mit dem
Rohstoff Holz den Schwerpunkt der Tätigkeit, werden mittlerweile andere wichtige Funktionen des Waldes von der Bevölkerung erkannt und wertgeschätzt. So tragen die heutigen Forstbediensteten auch
Sorge für die Funktionen Klimaschutz, Wasserdargebot und Erholung. Spätestens nach dem Ausfall der Fichte in NRW als der grundlegenden Wirtschaftbaumart dürften der Erhalt von stabilen
Waldstrukturen im Klimawandel, die Gewährleistung der Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes sowie eine waldverträgliche Nutzung von Waldflächen als Standorte für erneuerbare Energien die
wesentlichen Aufgabenbereiche der Forstleute sein.
Derzeitige Lage
Nach diesem Rückblick schwenkte Hansen auf die aktuelle berufspolitische Situation beim Landesbetrieb
Wald und Holz als größtem Forstbetrieb und forstlichen Arbeitgeber in NRW. Derzeit bestehe ein Arbeitnehmer-Markt. Anders als beispielsweise noch in den 1990er Jahren können junge Absolventinnen
und Absolventen der Forsthochschulen oder Auszubildende mit erfolgreichem Berufsabschluss sich ihre Stellen heute aussuchen. Angesichts des Ringens des BDF um eine angemessene Bewertung der
Stellen in den Fortamtsbüros und Forstrevieren sowie um die gerechte Eingruppierung der angestellten Revierleitenden bemängelte Hansen das offenbare Betreben des Landesbetriebes, die Stellen im
mittleren und gehobenen Dienst auf die unteren Gehaltsgruppen zurechtzustutzen. Derzeit zeige die Praxis, dass Anwärter mit hervorragenden Noten gleich in
benachbarte Bundesländer mit besserer Bezahlung wechseln. Andere nutzten nach drei/vier Jahren Berufserfahrung in NRW die nächste sich ihnen bietende Möglichkeit zum Wechsel. Dasselbe Bild zeige
sich bei den Nachwuchskräften im mittleren Dienst und den Forstwirten. Auch hier wandern die jungen Menschen zu Kommunen oder in die Privatwirtschaft ab - schlicht weil die dort bessere Bezahlung auch eine Anerkennung ihrer Leistung dokumentiere. Wolle der Landesbetrieb weiterhin aufgabengerecht arbeitsfähig bleiben, müsse
dies überdacht werden.
Blick nach vorn
Anschließend sprach Hansen das aktuell an Fahrt gewinnende Thema eines zweiten Nationalparks in NRW an.
Es ergebe sich der Eindruck, dass es dabei mehr um die Möglichkeit gehe, mit Hilfe der Krücke „Zielnationalpark“ irgendwo im Lande ein Schild mit dem Aufdruck „Nationalpark“ aufhängen zu können,
als darum, tatsächlich ökologisch hochwertige Strukturen mit Hilfe einer entsprechenden Schutzgebietsausweisung zu erhalten und zu stärken. Zudem stelle sich angesichts der bislang erkennbaren
Suchkulissen die Frage, welchen Sinn es mache, zu den bereits bestehenden 10 Nationalparks mit Schwerpunkt auf Buchenwäldern noch einen elften hinzuzufügen. Dies zumal sich auch schon in
Buchen-Nationalparks zeige, dass die Rotbuche zunehmend Probleme mit der Trockenheit bekomme. Hansen verwies darauf, dass aus Sicht des BDF NRW sachgerechter wäre, einen Nationalpark zum Schutz
der wenigen noch erhaltenen Niedermoore und der an sie angrenzenden feuchtegeprägten Waldgesellschaften einzurichten. Ein länderübergreifender Moor-Nationalpark hätte zweifellos ein
Alleinstellungsmerkmal in Deutschland.
Hansen schloss seine Rede mit dem Hinweis, dass er, wie bereits bei der letzten Wahl angekündigt, 2025 nicht mehr als Vorsitzender zur Verfügung stehe, da er als Pensionär dann nicht mehr so nah
an den akutellen Entwicklungen sei, wie es das Amt erfordere. Er könne aber mitteilen, dass es bereits Bewerber gebe, die bereit wären, dann für das Amt des Vorsitzenden zu kandidieren.
Angesichts der Probleme, die etliche andere Verbände bei der Gewinnung von Mandatsträgern haben, sei dies eine erfreuliche Perspektive für die nächsten Jahre.
Arbeitsgruppen
Nach der Festrede hatten Interessierte die Gelegenheit, an drei aufeinander folgenden Informationsrunden
im angrenzenden Seminarraum teilzunehmen. Dabei gab es Themen für unterschiedliche Interessenbereiche. Gerhard Tenkhoff informierte über die BDF-App, die künftig den gedruckten Kalender ersetzen
soll. Ralf Neuheuser lud zu einem Gespräch über Themen der Seniorenvertretung ein. Martin Rogge, Lisa-Marie Giese und Oliver Dreger behandelten die Themen Personalrat und JAV. Während die gut
besuchten Informationsrunden liefen, bot das Foyer des FBZ den übrigen Anwesenden weiterhin die Möglichkeit, sich bei Kaffee und Kuchen mit Kolleginnen und Kollegen zu unterhalten, über aktuellen
Entwicklungen zu diskutieren und Erinnerungen auszutauschen.
CG
Schon kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges und Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen fanden sich Forstleute zusammen, um einen alle Laufbahnen und Besitzarten umfassenden Berufsverband zu gründen. Als Erstes entstand im September 1947 ein Verband der Forstbeamten im Regierungsbezirk Düsseldorf. Nach Gründung weiterer Verbände in anderen Regierungsbezirken folgte schließlich am 15. Juni 1948 die Gründung des „Verbandes der Forstbeamten Nordrhein-Westfalens“, der sich noch im Dezember desselben Jahres in „Verband der deutschen Forstbeamten und -angestellten des Landes Nordrhein-Westfalen“ umbenannte. Am 3. Juni 1949 kamen dann Vertreter der mittlerweile in Niedersachsen und Schleswig-Holstein entstandenen Verbände nach Minden, um gemeinsam mit den Forstleuten aus NRW eine Dachorganisation für alle Forstleute „aus allen Ländern - aus ganz Deutschlands dereinstmal“ zu gründen.